Töchter ohne Väter- Film und Austausch
Neun kriegsbedingt vaterlos aufgewachsene Töchter sprechen in diesem Film über ihre Gedanken, Gefühle und Erfahrungen
21. Februar von 18-20:30 Uhr
Ort: Haus der Kirche, Niendorf
Max-Zelck-Str.1, 22459 Hamburg
Anmeldung: bei Tina Jachomowski, 040 558220155, aelterwerden@kirchenkreis-hhsh.de
Möglichkeit für Austausch und Gespräch nach dem Film
Während und nach dem 2. Weltkrieg wuchs rund ein Drittel aller Kinder ohne Vater auf. Die Folgen einer solchen Kindheit wurden lange Zeit nicht wahrgenommen, oder sie waren tabu. Was haben Bombenkrieg, Flucht, Vertreibung und vor allem die Vaterlosigkeit bei den Kindern bewirkt? Sie sind heute im Rentenalter – und viele davon setzen sich jetzt erstmals mit ihrem Aufwachsen ohne Vater auseinander. Nach “Söhne ohne Väter” (2007) beleuchtet der Dokumentarfilm von Andreas Fischer, “Töchter ohne Väter” (2016, 90 Minuten) die Lebenswege dieser Frauen und erzeugt damit ein intensives Porträt einer ganzen Generation.
„Es ist ganz besonders der sensiblen umsichtigen Art von Andreas Fischer zu verdanken, dass die neun Frauen ihre fragilen Geschichten und ihre schmerzlichen Erinnerungen ihm und seiner Kamera so schonungslos offen anvertrauen. Hervorzuheben ist auch die kluge Erzählform, die er für seinen eindrucksvollen Dokumentarfilm gewählt hat. Anstatt über jedes Tochterschicksal einzeln zu berichten, teilt er sie gemeinsam in Kapitel ein und ordnet sie jeweils vergleichbaren Themen zu. So wird aus individuellen Geschichten ein gesellschaftliches Drama, dem Andreas Fischer eine Stimme verleiht: Einer ganzen Generation von Töchtern, die ihre Väter im Kriegverloren haben (Rita Ziegler, Filmemacherin).
Andreas Fischer (Regisseur) über die Produktion des Films:
Für mein Interesse am Thema „Vaterlosigkeit“ gibt es einen biographischen Hintergrund. Mein Vater, Jahrgang 1919, wurde 20-jährig gleich zu Beginn des Krieges eingezogen und kehrte erst 1947 nach Soldatenzeit und amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück. Ich wurde 1961 geboren und hatte zwar einen physisch anwesenden, aber innerlich abwesenden Vater. Als ich 2006 den Dokumentarfilm “Söhne ohne Väter” über kriegsbedingt vaterlos aufgewachsene Männer für 3sat produzierte, konnte ich so Vieles von dem nachvollziehen, was mir meine damaligen Interviewpartner berichteten. (…)
Allerdings konnten alle an unserem Projekt Beteiligten nicht ahnen, welche bestürzende Aktualität unser Film zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Januar 2016 haben würde. Krieg, Vertreibung und Flüchtlingselend bestimmen dieser Tage die Nachrichten. Bedenkt man die Berichte der Frauen im Film, so muss man der Tatsache ins Auge sehen, dass die grausamen Geschehnisse heute in den betroffenen, traumatisierten Familien wiederum viele Jahrzehnte in die Zukunft hinein wirken werden.